Méthode Naturelle

Quelle: www.methodenaturelle.de

 

Eine andere Idee von Sport

Die Méthode Naturelle, auch Hébertisme genannt, ist eine Art des Trainings, bei welcher der eigene Körper in sehr vielen Disziplinen der natürlichen Bewegung trainiert wird. Sie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts maßgeblich vom französischen Marine-Offizier Georges Hébert entwickelt, unter

dem Motto:

 

                 "Être fort pour êtreutile" – Sei stark um nützlich zu sein

 

Das Ziel des Training ist es in einer Situation der(Natur)gewalt sich selber und den anderen helfen zu können. Deswegen beinhaltet

das Training unter anderem auch verschieden Hilfestellungen, Techniken zum

Tragen von Verletzten, Selbstverteidigung, diverse Spiele und

Gruppenübungen. 

 

Die drei Komponenten

Das Training ist sehr umfangreich und umfasst folgende Bereiche:

physikalische Komponente, bestehend aus den zehn Familien: Gehen, Rennen, Springen, Klettern, Tragen, Werfen, Balancieren, Selbstverteidigung, Schwimmen und Bewegung auf allen Vieren (Quadrupedie)

moralische Komponente: Mut, Hilfsbereitschaft, Beharrlichkeit, Tapferkeit

energetische Komponente: Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft, Resistenz

 

Der Sport für Alle

Méthode Naturelle wird vorwiegend spontan in der Natur oder in einem speziell dazu entwickelten Park ähnlich einem Trimm-Dich-Pfadtrainiert. Es besteht aber auch die Möglichkeit, ganze Trainingseinheiten in einer Sporthalle oder gar auf einem Schiffsdeck durchzuführen. Méthode Naturelle bezeichnet also weniger das Training in der Natur, sondern viel mehr die bestimmte Methode des Trainings.

Diese setzt auf Nachhaltigkeit: jeder unabhängig vom Alter oder Fitnesslevel kann und sollte dank speziell dafür abgestimmten Übungen an seinem Niveau trainieren und bis ins hohe Alter fit bleiben. Verletzungsrisiken werden dank Entscheidungs-, Konkurrenz- und Wettbewerb Freiheit minimiert. Man vergleiche sich mit dem "alten Ich" und nicht mit den anderen.

Mitte 20. Jahrhunderts sehr beliebt, danach immer mehr in die Vergessenheit geraten, erlebt Méthode Nature direkt aber auch über Parkour, Outdoor Fitness (z.B. MovNat) und Boot Camps langsam eine Wiedergeburt.

Allerdings bedeutet das Motto "Sport für alle" auch die Zugänglichkeit des Trainings für alle. Die Sportart darf nichtkommerzialisiert werden. So betragen die Mitgliederbeiträge in echten Méthode Naturelle Vereinen weniger als 100€ im Jahr.

 

Wie und was man trainieren sollte

Dieser Artikel gibt Informationen über das Méthode Naturelle Training.

Im ersten Teil beleuchten wir den theoretischen Hintergrundgedanken, während wir uns im zweiten Teil dem konkreten Aufbau einer Trainingsstunde widmen.

 

Theorie

Komponenten

Die Méthode Naturelle ist eine ganzheitliche Trainingsmethode, das heißt sie möchte sowohl den Körper als auch den Geistschulen. Deshalb umfasst das Training folgende Komponenten:

Physikalische Komponente: bestehend aus den zehn Familien: Gehen, Rennen, Springen, Klettern, Tragen, Werfen, Balancieren, Selbstverteidigung, Schwimmen und Bewegung auf allen Vieren (Quadrupedie)

Moralische Komponente: Mut, Hilfsbereitschaft

Energetische Komponente: Ausdauer, Schnelligkeit, Kraft, Resistenz

 

 

Aspekte

Beim Training sollte man die folgenden drei wichtigen Aspekte beachten:

 

1. Ganzheit des Trainings

Beim Training werden alle Komponenten möglichst kompletttrainiert.

Während einer Trainingseinheit sollten möglichst viele verschiedene Familien trainiert werden. Optimaler weise besteht ein Training also aus den Bewegungen von allen zehn Familien. Selbst im Schwimmbad kann neben dem Schwimmen auch Werfen und im Wasser Gehen / Laufen dazu trainiert werden.

 

Dabei ist jede Familie "all-inclusive" und beinhaltet zahlreiche Variationen. Zum Beispiel bedeutet das Laufen nicht nur Joggen sondern auch Sprinten, Dauerlauf, Treppen- und Berglauf, Waldlauf, Rückwärtslaufen, mit dem Rücksacklaufen, Barfußlaufen, Laufen im Schnee, Regen und Dunkelheit und so weiter.

Auch die mentale und energetischen Komponenten sollten nach Möglichkeit in jedes Training eingebunden werden: Hilfestellungen beim Klettern oder Kraftübungen, Rettungsübungen im Wasser, balancieren in der Höhe gegen Höhenangst, Barfußlaufen zur Abhärtung und so weiter.

 

2.Entscheidungsfreiheit

Das grundlegendste Ziel des Trainings ist es gesundheitsfördernd und verletzungsfrei zu trainieren. Der Aspekt der Entscheidungsfreiheit ermöglicht das Training selbst bei Gesundheitsproblemen

Beim Training gibt es keinen Leistungsdruck und keine Konkurrenz. In jedem Moment des Trainings, darf jeder Teilnehmer für sich selbst entscheiden auf welchem Level er mittrainiert und wie viel er von der aktuellen Übung mitmachen kann. Durch die große Übungsvielfalt bei MN gibt es für jede Übung eine leichtere Stufe welche man dann stattdessen mitmachen kann.

Dazu ein kurzes Beispiel. Jemand hat eine Knieverletzung: also wenn die ganze Gruppe läuft, dann geht er. Damit er nicht alleine bleibt und der Rest der Gruppe nicht unterfordert wird, läuft die Gruppe zwischen ihm hin- und her.

 

3. Konkurrenzfreiheit

Man vergleiche sich nicht mit den anderen, sondern mich dem alten „Ich“. So werden durchaus in Méthode Naturelle Vereinen Parcours-strecken um die Zeit gelaufen, wichtig sind jedoch nur die eigenen neuen und alten Werte. Bei Méthode Naturelle ist niemand besser oder schlechter und jeder Anfänger wird mit Respekt behandelt.

 

Praxis

Trainingsmethode

Wichtigste Methode beim Training ist die Abwechslung der Intensität und der Übungen. Es werden keine Pausen gemacht, sondern sich während des Trainings, durch entsprechend leichtere Übungen, erholt.

Die Intensität der Trainingseinheit nimmt am Anfang wellenartig zu: intensive und erholende Übungen wechseln sich in Phasen ab (dabei darf gerne die Übungsfamilie gewechselt werden), jede nächste Phase wird intensiver. Nach der intensivsten Übung wird die Intensität reduziert und nimmt langsam wieder das normale Niveau an.

Genauso wechseln sich die Übungen nach Körperbereichen und Arten ab, nach dem Oberkörpertraining wird gesprungen, nach der Koordinationsübung folgt Krafttraining.

 

Wo trainieren

Überall. In der Stadt, im Wald, am Fluss, in der Halle oder zu Hause. Am besten aber in einem Wald oder Park entweder spontan oder an einem Trimm-Dich-Pfad oder einer Kraftstation. Wichtiger als der richtige Trainingsort, ist die Berücksichtigung der Trainingsaspekte und Methoden.

 

Was man für das Training braucht

Bequeme Kleidung die auch dreckig werden und kaputt gehen kann. Laufschuhe mit wenig Dämpfung, damit der gesunde Laufstil gefördert und das Umknickrisiko minimiert wird. Extras aber kein Muss: ein Ball zu Wurfübungen, Gummiseile für den Hochsprung, ein tragfähiges Seil zum Klettern und so weiter. Man findet aber auch genug in der Natur: Schneebälle oder Baumäste, über Gebüsch springen, einen Baum klettern und so weiter.

Das Training mit einem Partner oder in der Gruppe ist vom großen Vorteil.

Fortsetzung folgt

 

 

Georges Hébert –Gründer von Méthode Naturelle

 

Als Entwickler der Méthode Naturelle gilt Georges Hébert (*27. April 1875 in Paris; † 2. August 1957 in Tourgéville), ein französischer Marine-Offizier.

Vor und während des ersten Weltkrieges war er in der kleinen Stadt St. Pierre auf Martinique stationiert. 1902 organisierte er die Fluchtvor einem Vulkanausbruch – der 26.000 Menschen das Leben kostete – und konnte700 Menschen retten. Dieses Ereignis spielte eine wichtige Rolle in der Entwicklung des Hébertisme, denn es bestärkte seine Idee, dass es überauswichtig ist, athletische Fähigkeiten mit Hilfsbereitschaft, Selbstlosigkeit und Tapferkeit zu vereinbaren. Dies spiegelt sich auch in einer Devise der Méthode Naturelle wider: „Être fort pour être utile“ („Sei stark um nützlich zu sein“).

Später hat Hébert intensiv die Welt bereist und war erstaunt über die körperliche Verfassung der in der Natur lebenden Menschen, wie die von den Ureinwohnern in Afrika.

Nachdem Hébert wieder zurück in Frankreich war, definierte er die Grundstatuten der Méthode Naturelle. Er wurde zu dem Trainingsleiter der Marine in Lorient und versuchte dort, sowohl die physische als auch psychische Lehre an seine Schüler weiter zu geben.

Obwohl die Meinung, dass Hébert nur von den Ureinwohnern seine Inspiration geholt hat, sehr verbreitet ist, hat er bei der Entwicklung der Méthode Naturelle auch mehrere bereits bekannte Disziplinen wie antike griechische Gymnastik integriert und auch die Lehre von anderen Forschern miteinbezogen, wie zum Beispiel vom Friedrich Ludwig Jahn, dem Initiator der deutschen Turnbewegung.

Die Méthode Naturelle wurde zum Standard-Training für das französische Militär. Seine Hérbertisme Hinderniss-Parks wurden Grundlage für die modernen Militärparcours. Auch für die Beteiligung der Frauen am Sport hat er sich stark eingesetzt. Ein großer Park und athletisches Zentrum wurde in Reims, Frankreich gebaut (Mehr darüber lesen).

Für seine Leistungen wurde Georges Hérbert 1955 mit einem Verdienstorden von Kommandeur der Ehrenlegion ausgezeichnet. Mit 1957 erkrankte er und starb an Lähmung, hat aber während der Krankheit viele Menschen mit seinem Willen noch mal Gehen, Sprechen und Schreiben zu lernen beeindruckt.

 

Moderne Entwicklung

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts fand die Méthode Naturelle durch verschiedene Variationen von Trimm-Dich-Pfaden und Hérbertisme Parks Verbreitung. Zu Jahrtausendwende war die Disziplin abgesehen von ein paar Vereine in Frankreich und Belgien fast in Vergessenheit geraten. Jedoch dankneuem Trend zum Outdoor Fitness wurde sie wieder bekannt.

Nicht zuletzt wurde durch die von David Belle und anderen entwickelte Kunst der Fortbewegung – Parkour – Méthode Naturelle in der modernen Zeit bekannt. Denn fast alles was in Parkour zu finden ist wurde von Méthode Naturelle direkt oder modifiziert übernommen.

 

Quelle:

www.methodenaturelle.de  Dieser Text wurde zum größten Teil aus dem Wikipedia-Artikel Géorges Hebert übernommen